Schwere oder wiederholt rückfällige Hauterkrankungen, die zur Unterlassung aller Tätigkeiten gezwungen haben, die für die Entstehung, die Verschlimmerung oder das Wiederaufleben der Krankheit ursächlich waren oder sein können. |
Eine Gefährdung kann gegeben sein bei:
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1. Feuchtarbeit, die einen erheblichen Teil der Arbeitszeit einnimmt
und bei der die Haut nicht durch persönliche Schutzausrüstung
geschützt werden kann, besonders bei zusätzlicher mechanischer
und chemischer Einwirkung.
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4. Einwirkung von hautpathogenen Keimen (Pilze u. a.), die saprophytär vorhanden oder direkt übertragen und infolge günstigen Milieus (Feuchtigkeit, Wärme) in Wachstum und Ausbreitung gefördert werden.
Besonders gefährdet sind die im Anhang aufgeführten Berufsgruppen.
Häufig entstehen diese Hauterkrankungen erst durch das Zusammenwirken
verschiedener Einflüsse, auch durch die Anwendung unzweckmäßiger
Hautreinigungsmittel und durch mangelnden Hautschutz oder mangelnde Hautpflege.
Das subtoxisch-kumulative Ekzem (Synonyme: degenerativ toxisches Kontaktekzem oder sog. Abnutzungsdermatose) kann durch fakultativ hautschädigend wirkende Arbeitsstoffe in Abhängigkeit von der Konzentration und Kontaktzeit verursacht werden. Durch den langandauernden oder wiederholten direkten Hautkontakt zu diesen Substanzen kommt es zu einer Störung der epidermalen Hautbarriere und nachfolgend zu einer Entzündung der Haut, die klinisch und histologisch als Ekzem imponiert. Klinisch sichtbare Zeichen können Rötung, Schuppung, Bläschen, Papeln, Pusteln, Nässen (Exsudation) und Exkoriationen sein. In chronischen Fällen kann es zu Rhagadenbildung, Lichenifikation und Hyperkeratosen kommen. Meist bestehen Juckreiz und Brennen. In der Regel ist das subtoxisch-kumulative Kontaktekzem an Körperstellen, die mit dem Arbeitsstoff unmittelbar in Berührung kommen, z. B. an den Händen (häufig Handrücken), lokalisiert.
Auf vorgeschädigter Haut - oder bei potenten Allergenen auch auf intakter Haut - kann es nach erfolgter Sensibilisierung zu allergischen Kontaktekzemen kommen. Eine Allergie ist eine spezifische immunologische Reaktion des Organismus auf von außen einwirkende Stoffe, die durch wiederholten Kontakt mit diesen Stoffen erworben wurde. Der Vorgang der Reaktionsveränderung wird als Sensibilisierung bezeichnet. Allergien treten nur bei einem Teil der Exponierten auf. Dem allergischen Kontaktekzem liegt meist eine Allergie vom Spättyp (Typ-IV-Sensibilisierung), in seltenen Fällen auch eine Allergie vom Soforttyp (Typ-ISensibilisierung) zugrunde.
Eine Allergie vom verzögerten Typ wird in der Regel durch wiederholten Hautkontakt mit Kontaktallergenen verursacht. Stoffe, die durch Hautkontakt sensibilisieren (Kontaktallergene), sind überwiegend niedermolekulare Stoffe (z. B. Metallionen, Amine, Kunststoffmonomere u. a.), die nach Sensibilisierung bei erneutem Hautkonakt zeitlich verzögert (nach mehreren Stunden bis Tagen) zu Kontaktekzemen am Einwirkungsort, gelegentlich mit Streureaktionen an anderen Körperstellen, führen. Lichtsensibilisierende Stoffe (sog. Photoallergene) sind Stoffe, die in Verbindung mit Lichtexposition zur Sensibilisierung führen können. Berufsdermatologisch bedeutsam sind photosensibilisierende Substanzen wie Olaquindox, Phenothiazinderivate, Tetrazykline, u. a. Davon zu unterscheiden sind phototoxische Reaktionen, die z. B. durch Teerprodukte oder Pflanzeninhaltsstoffe (z. B. Furocomarine) verursacht werden können. Bei der phototoxischen Reaktion werden diese Substanzen unter Einwirkung von UV-Licht direkt zu entzündungslösenden Substanzen verändert.
Die klinischen Erscheinungsbilder der unterschiedlichen Ekzemformen können sehr variabel sein, so daß ein allergisches von einem subtoxisch-kumulativen Kontaktekzem weder klinisch noch histologisch zu unterscheiden sein kann. Das allergische Ekzem neigt zu Streureaktionen. Neben unmittelbarem ist auch an aerogenen Kontakt zu denken, insbesondere wenn das Kontaktallergen als Staub, Gas, Dampf oder Tröpfchen-Aerosol vorliegt und über die Luft auf die Haut einwirkt.
Allergien vom Soforttyp (z. B. durch Protein, Naturlatex) können an der Haut zu umschriebenen oder generalisierten Hautreaktionen wie Schwellung, Rötung, Quaddeln und/ oder Juckreiz (Kontakturtikaria, Proteindermatitis) führen.
Die anfangs gegen einen einzelnen bestimmten Arbeitsstoff gerichtete Überempfindlichkeit (Monovalenz) kann sich im weiteren Verlauf gegen die verschiedensten Substanzen (Polyvalenz) richten. Auch kann im Sinne eines sogenannten Zweiphasenekzems auf dem Boden eines subtoxischkumulativen Kontaktekzems ein allergisches Kontaktekzem entstehen.
Beide Ekzemtypen zeigen bei Wegfall der Exposition meist Besserung (am Wochenende) bzw. Abheilung (bei längerer Arbeitskarenz wie Urlaub, Arbeitsunfähigkeit), bei erneutem Kontakt kommt es häufig zu einem Rezidiv des Ekzems.
Neben der allergischen Reaktion, die durch den Nachweis von spezifischem IgE bestätigt werden kann, gibt es auch nichtimmunologische Reaktionen.
Hautuntersuchungen (Epikutan-, Prick- und Intrakutantestungen), die für die Klärung des ursächlichen Zusammenhangs zwischen Schadstoff und Ekzem von Bedeutung sein können, sind in der Regel vorzunehmen. Sie sind nur unter Berücksichtigung des Gesamtbefundes zu bewerten.
Eine atopische Hautdiathese, d. h.dieNeigung,anderHaut ein atopisches Ekzem zu entwickeln, ist ein wichtiger konstitutioneller Kofaktor bei der Entstehung und Unterhaltung der o. g. Kontaktekzeme. So sind Personen mit atopischer Hautdiathese insbesondere bei beruflicher Feuchtarbeit (sowie möglicherweise auch bei Staubexposition) gefährdet, Kontaktekzeme zu entwickeln. Unter Atopie versteht man die genetisch determinierte Bereitschaft, gegen Substanzen der Umwelt Überempfindlichkeitsreaktionen zu entwicklen. Diese können sich klinisch im Bereich der Atemwege als allergische Rhinitis (Rhinopathie) und/oder als allergisch verursachte obstruktive Atemwegserkrankung (BK-Nr. 4301 Anlage 1 BeKV) manifestieren, am Zielorgan Haut als Ekzem mit typischen Prädilektionsstellen und charakteristischem Verlauf, wobei wahrscheinlich als ursächlich ein Zusammenspiel zwischen endogenen (anlagebedingten) und exogenen (äußeren) Faktoren anzunehmen ist. Ein konstitutionelles Ekzem kann sich durch berufliche Einwirkungen vorübergehend oder richtungsweisend verschlimmern.
Die beruflich verursachte Akne ist selten geworden. Sie tritt hauptsächlich bei Arbeiten mit technischen Ölen und Fetten, Teer, Teerölen, Pech und bestimmten Halogenkohlenwasserstoffen (z. B. polyhalogenierte Biphenyle, Chlornaphthaline) auf. Gegenüber der sogenannten juvenilen Akne ist ihre Lokalisation besonders zu beachten. Die Ölakne findet sich meist an unbedeckten oder bei öldurchtränkter Kleidung auch an bedeckten Körperstellen (z. B. am Oberschenkel).
Außerberuflich verursachte und anlagebedingte Hautkrankheiten
können durch berufliche Faktoren ungünstig beeinflußt oder
verschlimmert werden (z. B. Pilzinfektionen in feuchtem Milieu bei ungeeigneter
Arbeitskleidung, Psoriasis vulgaris bei mechanischer Belastung).
"Wiederholt rückfällig" ist die Erkrankung dann, wenn mindestens drei Krankheitsschübe, d. h. Ersterkrankung und zwei Rückfälle, vorliegen. Rückfall setzt eine weitgehende Besserung oder Abheilung des vorangegangenen Krankheitsschubes sowie den Zusammenhang mit der Ersterkrankungvoraus, wenn der Erkrankte zwischenzeitlich beruflich wieder tätig gewesen ist.
Der Verdacht auf das Vorliegen einer beruflich verursachten Hauterkrankung ist auch dann anzuzeigen, wenn die gefährdende Tätigkeit noch nicht aufgegeben worden ist.
Wenn die Voraussetzungen der Nr. 5101 Anlage 1 Berufskrankheiten-Verordnung
nicht gegeben sind, ist jeweils zu prüfen, ob die vorliegende Hauterkrankung
zum Krankheitsbild anderer Berufskrankheiten gehört. Bei Hautkrebs
vergleiche BK-Nr. 5102. Bei Hautinfektionen sind die BK-Nr. 3101, 3102
(z. B. tiefe Trichophytie) und 3104, beiHautkrankheiten, wenn sie als Erscheinung
einer Allgemeinerkrankung durch Aufnahme des schädigenden Stoffes
in den Körper verursacht werden, die BK-Nrn. 1101 bis 1110, 1201 und
1202, 1303 bis 1309 und 1315 in Betracht zu ziehen. Auf die BK-Nr. 2402
(Einwirkung durch ionisierende Strahlen) wird hingewiesen.
Tätigkeiten | Einwirkungen | wichtige Allergene und chemisch irritative Substanzen |
Friseure | Dauerwellmittel | Ester und Salze der Thioglykolsäure, Fixiermittel |
Haarfarben | p-Phenylendiamin, p-Toluolendiamin u. a. Färbemittel, Resorcin, Parabene | |
Blondiermittel | Persulfate | |
Haarwaschmittel | Konservierungsstoffe, Duftstoffe, Pflanzenextrakte, Cocamidopropylbetain u. a. Emulgatoren und waschaktive Substanzen | |
Gummihandschuhe | Acceleratoren 1), Naturlatex | |
Bäcker, Konditoren | Teige | Weizen-, Roggen-, Sojamehl, Amylase |
Aromen und Gewürze | Vanille, Bittermandel, Anis, Orangenschalenextrakt, Zimt u. a. | |
Konservierungsmittel und Antioxydantien | Benzoesäure, Sorbinsäure, Oktyl-, Propyl-, Dodecylgallat | |
Reinigungsmittel | Desinfektions- und Konservierungsstoffe, waschaktive Substanzen | |
Galvaniseure | galvanische Bäder | Nickel-, Chrom-2), Kobaltverbindungen, Säuren, Alkalien |
Entfettungsmittel | Lösemittel 3) | |
Gummihandschuhe | Acceleratoren 1), Naturlatex | |
Gärtner, Floristen | Zierpflanzen | Primeln, Chrysanthemen u. a. Asteraceae, Alstroemerien, Tulpenzwiebeln u. a. |
Pflanzenschutzmittel | Carbamate, Thiurame, Pyrethrum u. a. | |
Bauarbeiter,
Maurer, Fliesenleger, Estrichleger |
Zement,
Frischbeton, Kunststoffe |
(Bi)Chromate 2) der Alkalien, Kobaltverbindungen, unausgehärtete Epoxidharze und Härter, Isocyanate |
Metallarbeiter | Kühlschmierstoffe (insbesondere wassergemischte) | Konservierungsstoffe, (Formaldehydabspalter, Triazine, Isothiazolinone u. a.), Emulgatoren, Korrosionsschutzmittel, Ethanolamine, Tallöl, Mineralöle |
Metalle | Nickel-, Kobaltverbindungen | |
Metallkleber | Epoxidharze, Acrylate, Härter | |
Metallreinigungs- und Entfettungsmittel | Lösemittel 3) | |
Kunststoffarbeiter | unausgehärtete Kunstharze | Epoxidharze und Härter, Acrylate, Kobaltbeschleuniger, Peroxide, Melamin-, Harnstoff-, Phenol-Formaldehydharze, Isocyanate, Phtalate, Lösemittel 3) |
Köche, Küchenhilfen | Lebensmittel | Mehl, Enzyme, Fleisch, Fische, Krustentiere, Gemüse, Gewürze, Konservierungsstoffe, Farbstoffe |
Reinigungsmittel | Desinfektions- und Konservierungsstoffe (Isothiazolinone, Formaldehyd, Parabene u. a.), waschaktive Substanzen | |
Gummihandschuhe | Acceleratoren 1), Naturlatex | |
Heil- und Pflegeberufe | Desinfektionsmittel | Formaldehyd, Glutaraldehyd, Quecksilberverbindungen, Chlorkresol, Phenole u. a. |
Medikamente | Antibiotika, Lokalanästhetika, Phenotiazine (Photoallergene), ätherische Öle | |
Gummihandschuhe | Acceleratoren 1), Naturlatex | |
Zahntechniker | Dentalchemikalien | unausgehärtete Acrylate und Mischharze, Eugenol, Nickel, Kobalt, Palladium, Amalgam, Säuren |
Textilhersteller und -verarbeiter | Textilfarben, Beizen, Appreturen, Spezialausrüstungen
Gummifäden Kleidungszubehör |
Azofarben, Anthrachinonfarben, Chromverbindungen
2), Formaldehydharze, Acrylate, Polyurethane
Acceleratoren 1) Naturlatex Nickel, Kobalt |
Leder-,
Fellverarbeitung |
Gerbstoffe
Kleber Imprägniermittel
|
Chromverbindungen 2),
Tannin,
Säuren, Laugen Kollophonium, p-tert-Butylphenolformaldehydharz, Lösemittel 3) Kunstharze Azofarben u. a. |
Holzbearbeiter,
Tischler, Zimmerer |
Hölzer | Palisanderarten, Teak, Makore, Mahagoni, Nadelhölzer u. a. |
Klebstoffe | Formaldehydharze, Kolophonium, Epoxidharze, Acrylate | |
Beizen | Chromverbindungen 2), Azofarbstoffe u. a. | |
Holzschutzmittel | Chromverbindungen 2), Insektizide, Fungizide | |
Maler,
Lackierer, Anstreicher |
Farben | Kunstharze, Terpentin und -ersatzstoffe, Farbpigmente ((Chrom-2), Kobaltverbindungen u. a.) |
Fußbodenleger | Klebstoffe | Formaldehydharze, Kolophonium, Epoxidharze, Acrylate, Isozyanate |
Verdünner | Lösemittel 3) | |
Löter
Elektroniker |
Lötmittel | Kolophonium, Metallchloride, Säuren, Alkohole, Salmiak |
Metallkleber | Epoxidharze, Actrylate, Härter, Lösemittel 3) | |
Metalle | Nickel, Kobalt, Zinn u. a. | |
Reinigungsdienste | Reinigungsmittel | Konservierungssmittel, waschaktive Substanzen (Tenside u Detergenzien) |
Desinfektionsmittel | Formaldehyd, Glutaraldehyd, Phenole u. a. | |
Fußbodenpflegemittel | Wachse, Terpentinöl oder Ersatzstoffe, Lösemittel 3) | |
Gummihandschuhe | Acceleratoren 1), Naturlatex | |
Fotolaboranten | Farbentwickler | p-substituierte aromatische Amine (CD 2, 3, 4) |
Fotochemikalien | Chromverbindungen 2) Formaldehyd | |
Gummihandschuhe | Acceleratoren 1), Naturlatex | |
Gummihersteller und -verarbeiter | Gummichemikalien | Naturlatex, Thiurame, Thiocarbamate, Mercaptobenzothiazole, p-substituierte Amine, Kolophonium |
Landwirtschaftliche Berufe | Futtermittelstäube
Tierhaare, -speichel, -urin Pflanzenbestandteile Gummiartikel Desinfektionsmittel Melkfett Pflanzenschutzmittel Düngemittel |
Getreide, Medikamente u. a.
Futtermittelzusätze (Olaquindox, Phenotiazine, Antibiotika) tierische Proteine Accelatoren 1) Formaldehyd, Chloramin u. a. Osmaron B, Lanolin |
1)
Thiurame, Thiocarbamate, Mercaptobnzothiazole, Alterungsschutzmittel u. a.2)
Alkalisalze der Chromsäure (Cr VI) sind wahrscheinlich im Gegensatz zu den Salzen des dreiwertigen Chroms (Cr III), wie dem Sulfat oder Alaun, keine Ekzematogne, penetrieren aber wesentlich leichter die Haut und werden dort zu dem stark ekzematogenen Cr III reduziert. Deshalb wird die Testung sowohl bei Chrom-VI-Exponierten (z. B. Maurern) wie auch bei Chrom-III-Exponierten (z. B. Gerbern oder Galvaniseuren) in der Regel mit Kalium(bi)chromat oder Chromsäureanhydrid (Cr03) durchgeführt.3)
Kohlenwasserstoffe, Halogenkohlenwasserstoffe, Alkohole, Ether, Ketone, Ester und Vertreter anderer Stoffklassen
Dennoch können uns Fehler unterlaufen sein, wofür wir Sie um Verzeihung bitten. Verbindlich ist nur der im Bundesarbeitsblatt veröffentlichte Wortlaut. |