Universität Rostock - Medizinische Fakultät
Institut für Arbeitsmedizin_
Merkblatt zur BK Nr 4203:
Adenokarzinome der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen
durch Stäube von Eichen- oder Buchenholz
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Adenokarzinome der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen
durch Stäube von Eichen- oder Buchenholz
Merkblatt für die ärztliche Untersuchung
(Bek. des BMA v. 11. Oktober 1989, BABI. 2/1990)
I. Vorkommen und Gefahrenquellen
Arbeitsplätze, an denen Eichen- oder Buchenholz verarbeitet wird,
sind sowohl im industriellen als auch im handwerklichen Bereich anzutreffen.
Vor allem bei maschinellen Bearbeitungsvorgängen dieser Hölzer
ist mit einer Staubexposition zu rechnen. Als gefährdete Berufsgruppen
sind insbesondere zu nennen: Bau- und Möbelschreiner, Parkettleger,
Küfer, Stellmacher. Diese Tätigkeiten sind dadurch gekennzeichnet,
daß der Anteil von Eichenoder Buchenholz unter den verwendeten Hölzern
überdurchschnittlich hoch ist; außerdem waren zumindest in der
Vergangenheit in diesen Bereichen hohe Staubbelastungen festzustellen.
II. Pathophysiologie
Das kanzerogene Prinzip der Eichen- und Buchenholzstäube ist bislang
nicht bekannt. Die Frage, ob der Eichenoder Buchenholzstaub per se kanzerogen
ist oder die Krebsentstehung beispielsweise auf Chemikalien- oder Holzbe-
oder -verarbeitung zurückzuführen ist, ist noch Gegenstand der
Forschung. Rhinologische Untersuchungsergebnisse sprechen dafür, daß
der Tumor bevorzugt seinen Ausgang von der mittleren Nasenmuschel nimmt.
Diese Region der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen entspricht dem Schleimhautareal,
wo aufgrund der aerodynamischen Verhältnisse die meiste Staubablagerung
nachzuweisen ist. Durch eine chronische Staubbelastung der Nasenschleimhaut
kann der Selbstreinigungsmechanismus der Nase gestört werden, woraus
eine längere Verweildauer des deponierten Holzstaubes resultiert.
Dadurch wird die Kontaktzeit mit dem kanzerogenen Arbeitsstoff verlängert.
III. Krankheitsbild und Diagnose
Häufiges Erstsymptom des Adenokarzinoms der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen
ist eine behinderte Nasenatmung. Chronischer blutig tingierter Schnupfen
und Nasenbluten können hinzutreten. In fortgeschrittenen Stadien klagen
die Patienten aufgrund des raumfordernden Prozesses auch über Kopfschmerzen.
Doppelbilder können als Folge von Augenmotilitätsstörungen
auftreten.
Das Adenokarzinom der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen ist gewöhnlich
ein lokal begrenzter Tumor, der langsam infiltrierend wächst und sich
im Bereich der Nasennebenhöhlen, der Augenhöhlen und der Schädelbasis
ausbreiten kann. Fernmetastasen werden selten beobachtet. Die Diagnose
sollte histologisch gesichert sein: Rezidivtumoren werden häufig beobachtet,
wodurch die prognostische Einschätzung des Leidens erschwert wird.
IV. Weitere Hinweise
Adenokarzinome der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen sind relativ seltene
Tumore und könne auch ohne berufliche Eichen- oder Buchenholzstaub-Exposition
auftreten, was bei rund einem Drittel aller Patienten mit Adenokarzinom
der Nase der Fall ist.
V. Literatur
Acheson, E. D., Cowdell, B. H., Rang, E. H.: Nasal cancer in England
and Wales: An occupational survey. Brit. J. Industr. Med. 38, 218-224 (198
1)
Grimm, H.-G., M. Hartung, H. Valentin, J. Wolf. Über das Vorkommen
von Adenokarzinomen der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen bei Holzarbeitern.
Arbeitsmed. Sozialmed. Präventivmed., Sonderheft 4,1984
Hadfield, E. H., R. G. Mac Beth: Malignant disease of the paranasal
sinuses. J. Laryngol. 79, 592-612 (1965)
Hartung, M. Adenokarzinom der Nase als Folge einer beruflichen Holzstaub-Exposition.
Pathologe 6, 13-15 (1985)
Kleinsasser, 0., Schroeder, H. G., Wolf, J.: Adenokarzinome der
inneren Nase nach Holzstaubexposition - Vorsorgemaßnahmen und Frühdiagnose
in Arbeitsmed. Sozialmed. Präventivmed. 22 (1987), S. 70-77
Kleinsasser, 0., Schroeder, H. G.: Adenocarcinomas of the inner
nose after exposure to wood dust - Morphological findings and relationsships
between histopathology and clinical behavior in 79 cases - Arch. Otorhinolaryngol
(1988) 245: 1-15
Martin, E. P.: Das Auf treten maligner Tumoren in der inneren Nase
unter besonderer Berücksichtigung von Arbeit und Beruf. Eine Auswertung
von 163 Fällen aus den Jahren 1972-1984. Inaug. Diss. Univ. Erlangen,
1987
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© E.Münzberger
Letzte Überarbeitung: 1.3.1999