Universität Rostock
- Medizinische Fakultät
Institut für Arbeitsmedizin
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BK Nr 4106:
Erkrankungen der tieferen Atemwege und der Lungen durch Aluminium und
seine Verbindungen
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Erkrankungen der tieferen Atemwege und der Lungen durch Aluminium
und seine Verbindungen
Merkblatt zu BK Nr. 29 der Anl. 1 zur 7. BKVO
(Bek. des BMA v. 28. 10. 1963, BArbBl. Fachteil Arbeitsschutz 1963,
283 f)
I. Vorkommen und Gefahrenquellen
Aluminium (A1) kommt nur in Form seiner Verbindungen, wie Feldspat, Glimmer,
Hornblende, deren Verwitterungsprodukte, wie Bauxit, Kaolin, Ton und als
Oxyde, wie Korund oder Schmirgel, in der Natur vor.
Erkrankungen der tieferen Luftwege und der Lungen werden bei Personen
beobachtet, die Aluminiumpulver, vor allem ungefetteten Aluminiumfeinstaub
(sogenannten Pyroschliff), herstellen; insbesondere trifft dies für
das Feinstampfen, Sieben und Mischen zu. Auch die Herstellung von Aluminiumpulver
durch Schmelzzerstäubung, das Ausschmelzen von Aluminiumoxid aus Bauxit
sowie die Herstellung von Aluminiumlegierungen können u. U. eine Gefahrenquelle
sein.
Die Verwendung des Aluminium-Bronze-Pulvers, auch im Spritzverfahren,
ist in der Regel nicht gesundheitsgefährdend.
II. Aufnachme und Wirkungsweise
Aluminium oder seine Verbindungen werden als Staub, Rauch oder Dampf über
die Atemwege aufgenommen. In den tieferen Luftwegen und in der Lunge kommt
es am Ort der Ablagerung des Al-Ions zu irreversiblen Eiweißveränderungen
im Gewebe. Es bildet sich ein dichtes, zellarmes, kollagenfaseriges Bindegewebe,
das frühzeitig hyalin degeneriert und eine hochgradige Schrumpfungstendenz
zeigt. Lungenschrumpfung mit hyaliner Verdichtung der Alveolarsepten, teilweiser
Verödung der Alveolarlichtungen und Atrophie des respiratorischen
Epithels können die Folge sein. Hiluslymphknoten sind im Gegensatz
zur Silikose an dieser diffusen Fibrose nicht beteiligt; spezifische Granulombildungen
fehlen.
III. Krankheitsbild und Diagnose
Im Vordergrund stehen Husten, Auswurf, Kurzatmigkeit, zunächst bei
Anstrengung, dann auch bei Ruhe. Auskultatorisch finden sich oft Geräusche
einer Bronchitis; ggf. ist eine Minderung der Atemfunktion nachweisbar.
Röntgenologisch ist in leichteren Fällen nur eine verstärkte
Lungenzeichnung zu erkennen.
Später treten streifige, unscharf fleckige, teils flächenhaft
wolkige Verschattungen, bevorzugt in den Mittel- und Oberfeldern, auf;
Spitzenfelder und Hili sind frei, Verziehung der Luftröhre sowie spitz-
oder breitzipflige, im medialen oder lateralen Drittel gelegene Zwerchfelladhäsionen
sind typische Zeichen des fortgeschrittenen Krankheitsbildes.
Relativ häufig kann ein Spontanpneumothorax - auch rezidivierend
und doppelseitig - auftreten.
Die schweren Lungenveränderungen führen frühzeitig
zu chronischer Bronchitis und Emphysem mit Einschränkung der Atemfunktionen
sowie schließlich zum Cor pulmonale. Blutbild, Blutsenkungsreaktion
und Körpertemperatur sind uncharakteristisch.
IV. Hinweise für die ärztliche Beurteilung
Das Ergebnis einer eingehenden Arbeitsanamnese ist für die ärztliche
Beurteilung besonders wichtig. Atem- und Herz-Kreislauffunktionsstörungen
können stärker sein, als nach dem Röntgenbild zu erwarten
ist.
DieLatenzzeit zwischen der Exposition und dem Auftreten der Erkrankung
ist unterschiedlich, sie schwankt zwischen 6 Monaten bis zu 15 Jahren und
mehr. Dabei ist weniger die Dauer als die Intensität der Einwirkung
des Aluminiums oder seiner Verbindungen von Bedeutung.
Nach Wegfall der Exposition ist ein Fortschreiten dieser Erkrankung
seltener als bei der Silikose.
Wir haben das Merkblatt
für Sie abgeschrieben und versucht, den Originalwortlaut ganz genau
zu übertragen.
Dennoch können uns Fehler
unterlaufen sein, wofür wir Sie um Verzeihung bitten.
Verbindlich ist nur der im
Bundesarbeitsblatt veröffentlichte Wortlaut.
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© E.Münzberger
Letzte Überarbeitung: 1.3.1999