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Epidemiologische Untersuchungen zeigen übereinstimmend, daß bestimmte Personengruppen, insbesondere Beschäftigte in Granit-Steinbrüchen, Bergleute, Steinmetze und Steinhauer nach Einwirkung quarzhaltiger Stäube am Arbeitsplatz eine erhöhte und schneller fortschreitende Abrasion an den Kauflächen der Zähne aufweisen, welche Krankheitswert annehmen kann.
Als weitere Ursachenfaktoren der arbeitsbedingt erhöhten Abrasion
werden Vibrationen sowie vermehrte Kauaktivität (Parafunktionen) infolge
schwerer körperlicher Arbeit und Streß diskutiert, sind aber
bisher nicht gesichert.
Inwieweit Tonuserhöhungen der Kaumuskulatur bei schwerer körperlicher
Arbeit (sog. Mitinnervation), Streß oder vermehrte Knirschbewegungen
durch Fremdkörper auf den Kontaktflächen der Zähne induziert
werden und eine wesentliche Mitursache der vermehrten Abrasion darstellen,
konnte anhand von epidemiologischen Untersuchungen bisher nicht abgegrenzt
werden.
Zahnhartsubstanzverlust kann auch physiologischerweise infolge von Abnutzung durch direkten Zahnkontakt (Attrition) entstehen. Als Attrition wird der Verlust von Zahnhartsubstanz durch alleinigen Antagonistenkontakt beim Schlucken und Sprechen bezeichnet. Vermehrte Kauaktivität bei Parafunktionen (Knirschen und Pressen) kann zu erhöhter Zahnabrasion führen. Das Ausmaß der Zahnabrasion kann auch durch Faktoren wie Anzahl, Stellung und Hypoplasien der Zähne beeinflußt werden. Mit zunehmendem Lebensalter nimmt der Abrasionsgrad in der Allgemeinbevölkerung zu. Frauen weisen ein geringeres Ausmaß der Zahnabrasion als Männer auf. Zahnabrasion ist ferner differentialdiagnostisch von Karies, Erosion, Hypoplasie, Fraktur und Resorption abzugrenzen.
Die Übergänge zwischen physiologischer und pathologischer Abrasion sind fließend. Orientiert man die pathologische Abrasion an der Behandlungsbedürftigkeit, so sollte dann behandelt werden, wenn das Dentin im Bereich der Kauflächen mehr als nur punktförmig, d. h. flächig, freiliegt. Bei diesem Erkrankungsstadium schreitet die Abrasion im weicheren Dentin zunehmend schneller fort.
Bei ausgeprägter Zahnabrasion kann es durch Bißsenkung zu
Beschwerden im Bereich der Kaumuskulatur kommen. Bei generalisierter starker
Zahnabrasion sind vor einem prothetischen Ersatz ggf. Bißhebung und
funktionstherapeutische Maßnahmen erforderlich.
Berger, F.: Zahnabrasion - eine berufsbedingte Schädigung? Med. Diss. Marburg 1985 Demner, G. H., und Moldovanow, A.: Außerordentliche pathologische Abnützung der Zähne bei Arbeitern in Kohleschächten (russ) Stomatol. (Mosk) 59, 53 (1980) Enbom, L., Magnusson, T., und Wall, G.: Occlusal wear in miners. Swed. Dent. J. 10, 165 (1986) Heese, B., und Baldus, S.: Zahnschäden bei Steinbrucharbeitern. Arbeitsmed. Sozialmed. Präventivmed. 18, 12 (1983) Hickel, R.: Zahnabrasion und beruflich bedingte Einflüsse bei Granitsteinbrucharbeitern. Med. Habilitationsschrift, Erlangen 1988 Hickel, R., Meier, J., und Kröncke, A.: Zahnabrasion bei Steinbrucharbeitern. Wissenschaftliches Gutachten an den Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften und die Steinbruch-Berufsgenossenschaft vom 20. 2. 1987 Pöllmann, L., Berger, F., und Pöllmann, B.: Age and dental abrasion. Gerodontics 3, 94 (1987) Ring, A.: Zur Frage berufsbedingter Abrasionsschäden bei Steinmetzen und Steinhauern. Dtsch. Zahnärztl. Z. 39, 36 (1984)
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