|
Vibrationen sind mechanische Schwingungen, die durch hohe Frequenzen mit niedriger Amplitude, Erschütterungen solche, die durch niedrige Frequenzen mit hoher Amplitude gekennzeichnet sind. Beide Begriffe überlappen sich.
Derartige Vibrationen treten auf z. B. bei der Bedienung von hochtourigen Bohrern, Meißeln, Fräsen, Sägen, Schneide-, Schleif- und Poliermaschinen sowie Niethämmern und Anklopfmaschinen, ferner bei Handrichtern.
Bevorzugt eingesetzt werden diese pneumatisch oder motorbetriebenen Arbeitsmittel in der Forstwirtschaft, dem Hoch- und Tiefbau, der metallverarbeitenden Industrie und im Schiffsbau.
Die Anfallshäufigkeit variiert von vereinzeltem bis zu täglich mehrmaligem Auftreten. Die Dauer der vasomotorischen Störungen beträgt einige Minuten bis mehrere Stunden und kann durch Aufwärmen verkürzt werden.
Die Symptome der chronisch-intermittierend auftretenden Durchblutungsstörungen sind örtlich begrenzt auf den Teil der Hand, der die Vibrationen hauptsächlich aufnimmt. In den meisten Fällen sind betroffen die Finger II bis V der Halte- und Bedienungshand. Nur ausnahmsweise treten Beschwerden im Daumen und in der Hohlhand auf. Die überwiegende Zahl der Patienten gibt einseitig bestehende Störungen der Durchblutung und Sensibilität an: Absterbe- und Kältegefühl bei Weißwerden der Finger mit Schwäche und Steifigkeit. Cyanotische Verfärbung und spätere Rötung mit Wärmegefühl sind nicht obligat. Paraesthesien in Form von Nadelstichen werden oft beschrieben. Die Ausbreitung und Rückbildung dieser Mißempfindungen erfolgt innerhalb von Minuten von den Fingerspitzen nach proximal. Komplikationen infolge trophischer Störungen treten bei vibrationsbedingten Durchblutungsstörungen praktisch niemals auf. Zwischen den nur anfallsweise auftretenden Durchblutungsstörungen sind die davon betroffenen Personen beschwerdefrei.
Die Diagnose der Erkrankung ist im beschwerdefreien Intervall schwierig:
Inspektion und Palpation ergeben keine für die Krankheit charakteristischen
Veränderungen. Sie sind aus differential-diagnostischen Gründen
jedoch wichtig. Bedeutsam ist die Arbeitsanamnese und die genaue Beschreibung
der Beschwerden im zeitlichen und örtlichen Verlauf. Die Durchführung
eines Provokationstests (z. B. Kaltwassertest bei 12° C) ist erforderlich.
Eine Objektivierung der arbeitsbedingten Durchblutungsstörung wird
ermöglicht durch die Messung der Hauttemperatur, die Bestimmung der
Wiedererwärmungszeit, den Fingernagel-Preßversuch und neurologische
Untersuchungen mit Prüfung der Sensibilität und Motorik. Ergänzend
können sphygmomanometrische Untersuchungen und speziellere Tests,
die jedoch standardisiert sein sollten, durchgeführt werden. Röntgenaufnahmen
der Hand zeigen keine für diese Erkrankung spezifischen Veränderungen.
Die Prognose der Erkrankung ist abhängig von der Dauer des Bestehens
und dem Schweregrad der Beschwerden. Die intermittierenden Durchblutungsstörungen
sind anfangs reversibel und verlieren sich bei fehlender Exposition. Auch
noch in fortgeschrittenen Fällen kann die Unterlassung der gefährdenden
Tätigkeit zu einer Besserung der Erkrankung hinsichtlich Intensität,
Häufigkeit und Ausmaß der Beschwerden führen.
lwata, H.; Dupius, H.; Freund, J. L.; Hartung, E.: Bei Hand-Arm-Schwingungen auftretende Erkrankungen. Arbeitsmed., Sozialmed., Präventivmed., 12, 295-296, 1973
Klosterkötter, W.: Kriterien für vibrationsbedingte Durchblutungsstörungen bei beruflichen Tätigkeiten. In: Ergonomische Aspekte der Arbeitsmedizin. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin, Jahrestagung 1975, S. 191-199, Gentner-Verlag, Stuttgart
Laarinann, A.: Berufskrankheiten nach mechanischen Einwirkungen. Enke-Verlag, Stuttgart, 2. Aufl. 1977
Lidström, J.-M.: Periphere Kreislauf- und Nervenfunktionsstörungen bei Personen, die Vibrationseinwirkungen über die Hände ausgesetzt sind. Arbeitsmed., Sozialmed., Präventivmed., 11, 142-144,1977
McCallum, R. L: Vibration Syndrome. Brit. J. industr. Med. 28,90-99,1971
Jancik, G.: Durchblutungsstörungen der Hände durch
Vibrationen bei Holz- und Metallarbeitern. Verhandlungsbericht über
den 13. Kongreß für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 1973 in
Düsseldorf.
|